German Shepherd Dogs DDR History Page 4

For the assessment at the NCB event, the offspring evaluator had 2 credit cards for Father and mother, on which all the important physical and essential characteristics of the young offspring was detained.

NZB eines Deutschen Pinschers “Elfa vom Moosgrund” vom 20.05.1978

Zunächst wurden die eindeutig feststellbaren Punkte vom Nachzuchtbeurteiler festgehalten:

Vollzähligkeit des Gebisses, Haarbeschaffenheit, korrekter Stand der Ohren und Vorhandensein

beider Hoden beim Rüden. Das Wesen der vorgestellten Hunde wurde mit einer Wesensziffer notiert.

Hinsichtlich des anatomischen Aufbaues der Nachkommen wurde das Wertmeßziffer-Verfahren ver-

wendet. Alle diese Merkmale wurden auf den Boniturkarten der Vater- und Mutterkarte festge-

halten.

Die Auswertung der Karten werden zunächst für die Vererbung des Rüdens ausgewertet, da die Aus-

sagen zur Vererbung bei einem Rüden aufgrund seiner größeren Nachkommenschaft sicherer sind.

Der Rüde trifft dabei auf unterschiedlich veranlagte Hündinnen, so dass im Mittel eine Aussage

über die Vererbungsanteile des Rüden möglich sind. Die von einem Vaterhund vererbten Prozent-

sätze bestimmter Erbmängel werden mit denen der gesamten Population in einem Zuchtjahr ver-

glichen und daraus Rückschlüsse auf seinen Zuchtwert gezogen.

Die meisten Züchter ließen sich dann auf Basis der Nachzuchtbeurteilung von Nachzuchtbeurteilern

oder Zuchtrichter bei der Rüdenauswahl beraten. Die Ergebnisse der NZB wurden veröffentlicht.

Daneben gab es für den Hundesport das Wertmeßziffer-System zur Kennzeichnung von Form und Leistung

des Hundes. Es wurde zuerst 1950 von der SZG Schäferhunde eingeführt und später von den anderen

Gebrauchshunderassen übernommen.

Die Grundlagen des Wertmeßziffersystems stammen aus der landwirtschaftlichen Nutztierzucht und

wurde von Kynologen der Rasse Deutscher Schäferhund weiter entwickelt. Im Rahmen einer Schulung

des Zuchtverbandes Deutsche Schäferhunde in der DDR im März 1950 an der Zucht- und Leistungsrichter

teilnahmen, wurde das Wertmeßziffer-Verfahren in die Satzung aufgenommen und verabschiedet. Diese

Bewertungsmethode wurde (nicht nur) bei den Gebrauchshunden in der DDR bis zur Wende im Jahr 1990

beibehalten.

Die Wertmeßziffer macht Aussagen zum Körperbau des Hundes und zu seinem Wesen. Die Wertmessziffer

wird nach Vergabe ein ständiger Begleiter der Zuchttiere. Sie wurde im Zuchtbuch bei den Eltern-

tieren fest gehalten und erschien in der Fachzeitschrift “Der Hund”, in Richterberichten, in

Katalogen, in den Deck- und Belegnachrichten und in Anzeigen.

Bei fast allen Hunden mit ZTP (Zuchttauglichkeitsprüfung) oder Körung ist die WZ (Wertmeßziffer)

angegeben. Jede dieser vierstelligen Zahlen ist ein in sich abgeschlossenes Urteil und besteht

aus einer Bewertung von 1-9 und beurteilt in diesem Schema Format, Konstitution, Körberbau und

Wesen. Die Ziffer 5 ist das Optimum; 0-4 und 6-9 sind Abweichungen vom Ideal. Die ersten 3 Zahlen

machen Aussagen zum Gebäude des Hundes und die 4 Zahl zu seinem Wesen. Die Ziffer 5/5/5/5 ist also

die Bestbenotung.

Wertmeßziffer-System:

WertzifferFormatKonstitutionKörperbauWesen
0typlosfein, schwach, empfindlichungenügend, grobe Gebäudemängel oder Kryptorchidenervös, ängstlich
1gehaltlosunausgeglichen in Gebäudeharmonie, Knochenstärke, mangelndes Geschlechtsgeprägemangelhaft im Verhältnis in Winkelungen, in Gängen, Brustfehlerschreckhaft, mutlos, geräuschempfindlich
2leichtGebissmängel oder Farbenverlustfehlende Vor- und Hinterhandleicht reizbar, Mutkomplexe, kann Schärfe besitzen
3hochgestelltBehaarungsmängel oder schwaches Fundamentnormale WinkelungenMenschen gegenüber zurückhaltend, ablehnend oder aggressiv
4ausreichend kräftigszeitliche Entwicklungsmängelgute Winkelungeneaggressiv, bösartig mit ausgeprägter Härte
5mittelkräftigAdel und Kraft, Harmonie und Linievorzüglich in Form, Harmonie und Linienführungausgeglichen, gutartig, sehr hart gegen Einwirkungen
6kraftvollrobust-derbgut mit reichlicher Brustbildungausgeglichen, gutartig, hart gegen Einwirkungen
7tiefgestelltnachgebend in Bändern oder Gelenkengut mit reichlicher Gebäudestreckung und solchen mit kurzen Laufknochenausgeglichen, gutartig, gegenüber Einwirkungen empfindlich
8schwerschwammigüberwinkelt in den Gliedmaßenausgeglichen, gutartig, gleichgültig, wenig Schärfe
9grobKnochverbiegungen rachitischer Artüberproportional (von 6-8)weich, niedergedrückt, wenig Reaktionsvermögen

Demnach bedeutete die WZ 4/5/6/7:

Format: ausreichend kräftig; Konstitution: Adel und Kraft, Harmonie und Linie; Körberbau:

gut mit reichlicher Brustbildung; Wesen: ausgeglichen, gutartig, gegenüber Einwirkungen

empfindlich

4. Der Hund – Fachzeitschrift der DDR

Als Verbandszeitschrift diente die monatlich erscheinende Zeitschrift “Der Hund”, die zuerst

ab 1951 vom VdgB und später vom VKSK, GST und SDG herausgebracht wurde. Am Anfang

stand die Zeitschrift sehr stark unter dem Einfluß, die sogenannten Gebrauchshunderassen

zu fördern. Ausdrücklich bedauert wird, “dass die Diensthunderassen ein Privileg für sich

in Anspruch nehmen und dass die anderen Rassen zweitrangig rangieren”. Das war auch Anfang

der 50er Jahre Politik des VdgB, da nur die Diensthunderassen in der sozialistischen Ge-

sellschaft von Wert waren. Da es aber einen Bedarf gab, wurde die Zeitschrift “Der Hund”

monatlich in 2 Ausgaben erfasst; einmal in einer Ausgabe A “Dienst- und Gebrauchshunderassen”

und in einer Ausgabe B “Hunde aller Rassen” und später Ausgabe B “Jagdgebrauchshunderassen

und alle sonstigen Hunderassen”. Die Ausgaben A und B waren bis auf die speziellen Nachrichten

der SZG inhaltsgleich

“Der Hund” war aber keine reine Hundezeitschrift. Hier wurde auch sozialistische Propaganda

gemacht. Im Vorwort der 1. Ausgabe (Januar 1952) steht:

“Möge die neue Zeitschrift allen Zuchtfreunden viel Anregung geben und dazu beitragen, auf

ihrem Gebiet allen ihren werten Lesern auch Aufklärung über die ernsten Fragen der Er-

haltung des Friedens, des Kampfes um die Herstellung der demokratischen Einheit Deutsch-

lands zu geben. Alle unsere wertvolle Aufbauarbeit ist nur gesichert, wenn das ganze

deutsche Volk gegen die Kriegsbedrohung des amerikanischen Imperialismus und seiner

deutschen Handlanger auftritt und über gesamtdeutsche, demokratische Wahlen die Einheint

unseres Vaterlandes herstellt.”

Die Einheit Deutschlands nach Vorstellung der Sowjetunion wird in den folgenden Ausgaben

der 50er Jahre der Zeitschrift “Der Hund” regelmäßig adressiert.

Es gibt aber auch ein paar extremere Kommentare in der Zeitschrift “Der Hund” (7/1952):

“Auch in Westdeutschland fand kürzlich nach Meldung einer Frankfurter Zeitung eine Aus-

stellung statt, die unter dem bezeichnendem Motto “Internationaler Tag des Sanitäts-

hundes” stand. Wenn auch die Verwendung von Hunden zur Bergung von Verunglückten keusch

in den Vordergrund geschoben wurde, so redet die geschilderte Praxis des Abwurfs von Hunden

mit Fallschirmen eine andere, uns nur allzugut bekannte Sprache, so auch ein Inserat aus

dem hervorgeht, daß ledige Hundeausbilder gesucht werden, die der früheren Wehrmacht an-

gehört haben müssen. Es ist nicht schwer zu erraten, was bei der Abrichtung dieser Hunde-

ausbilder herauskommen soll: Nämlich Bluthunde, die um Frieden und Einheit demonstrierende

Menschen zerreißen, Minenhunde, die in den agressiven Söldnerarmeen dienen und gegebenen-

falls mit Fallschirmen abgeworfen werden, Pestgenerals Ridgeways infizierte Insekten an

den Mann bringen sollen.”

Die Zeitschrift “Der Hund” enthält zahlreiche –aus heutiger Sicht etwas befremdliche–

derartige Kommentare. Eine Fachzeitschrift für Rassehunde war es zwar auch; die damaligen

politischen Themen der DDR treten aber immer mehr in den Vordergrund.

Die Herausgeber der Zeitschrift “Der Hund” wechselten entsprechend der Organisation des

Hundewesens:

1/1952 bis 1/1953: “Der Hund als Organ der VdgB (BHG)-Zentralverband, Zuchtgemeinschaft Hunde”

2/1953 bis 3/1953: “Der Hund als Organ des VKSK -Zuchtgemeinschaft Hunde”

4/1953 bis 10/1954: “Der Hund als Organ des VKSK -Sektion Hunde”

11/1954 bis 12/1955: “Der Hund als Organ der Kreisverbände der KSK, Sektion Hunde”

Nach der Rauslösung der Dienst- und Gebrauchshunde aus dem VKSK und Eingliederung in die GST

hatte dies auch Auswirkungen beim Herausgeber:

1/1956 bis 12/1956: “Der Hund Organ des Zentralvorstandes der GST”

1/1957 bis 12/1961: “Der Hund Organ des Zentralvorstandes der GST, Herausgegeben vom Verlag

Sport und Technik”

Nach der Rauslösung der Dienst- und Gebrauchshunde aus der GST und Verselbständigung der SDG

änderte sich der Herausgeber erneut:

1/1962 bis 12/1974: “Der Hund Organ der SDG und des VKSK”

1/1974 bis 12/1974: “Der Hund Organ VKSK-Vorstandes und des SDG Präsidiums”

Ab 1975 wurden die Ausgaben A (Dienst- und Gebrauchshunderassen) und die Ausgabe B (Jagdge-

brauchshunderassen und alle sonstigen Hunderassen) wieder in einer Ausgabe zusammengefasst.

Die Zeitschrift “Der Hund” führte auch in den 70iger Jahren ihre “kritische Sichtweise” gegen

Westdeutschland und den Kapitalismus fort (Der Hund 2/76):

“Es ist die kapitalistische Gesellschaftsordnung, die in ihrem Wesen menschenfeindlich ist,

und das bekommen die, die sich am wenigsten dagegen wehren können, die Kinder und Jugend-

lichen am härtesten zu spüren. Es ist doch charakteristisch, dass es in der BRD wohl einen

staatlich registrierten Tierschutzverein mit 750.000 Mitgliedern gib, aber nur einen privaten

Zusammenschluß von etwa 15.000 Bürgern im Kinderschutzbund. Dabei hat es dieser Bund bei ge-

wiß viel gutem Willen seiner Mitglieder nicht verhindern können, dass laut unvollständiger

Statistik in der BRD jährlich über 40.000 Kinder, darunter 40% Säuglinge, misshandelt

werden, dass mehr als 1.000 von ihnen daran sterben……Es ist der Kapitalismus, der auch

hier wieder sein wahres Gesicht zeigt. Seine Übel, Inflation, Preissteigerungen, Arbeits-

losigkeit und soziale Unsicherheit führen zur Zerstörung der Menschenwürde, zur Verbreitung

von Brutalität und Unmenschlichkeit. Es ist eine kranke Gesellschaft, in der eine kleine

Schicht von Multimillionären immer reicher wird und alle Lasten auf den Schultern der ar-

beitenden Menschen abgeladen werden.”

Danach werden die Wohltaten des DDR-Staates aufgezählt. In dieser Logik des Vergleichs der

DDR zur BRD oder des Kapitalismus zum Sozialismus wurden viele Artikel in eine Fachzeit-

schrift für Hunde veröffentlicht.

Aber auch die Beschlüsse des Parteitages der SED un des Parteitages de KPdSU (Kommunistische

Partei der Sowjetunion) finden in der Hundezeitschrift breiten Raum.

Die Wende in der DDR spiegelte sich erst in der Hund 12/1989 wieder. Befürchtet wird die “Zer-

splitterung des VKSK” und die Rückkehr zu der Rassehundevereinen bzw. -klubs. Diese Fragen

und auch andere Fragen aufgrund der Veränderungen in der DDR führen jetzt zu einer offenen

Diskussion, wie die Hundezucht in der DDR organisiert werden soll und welche Rolle SDG und

VKSK dabei spielen. Die Mitglieder werden zur offenen Meinungsäußerung aufgerufen. Unter Quo

Vadis Hundesport wird u.a. die sofortige Selbständigkeit der SZG Schäferhunde, die Mit-

gliedschaft in der FCI, einer Rauslösung aus der VKSK und Gründung eines DDR-Hundeverbandes,

Überarbeitung der VKSK-Richtlinien hinsichtlich des neuen Demokratieverständnisses und Ab-

schaffung der Befehlsstrukturen der Kreis- und Bezirksleitungen gefordert.

In “Der Hund” 3/1990 schreibt der Chefredakteur Hans-Joachim Swarovsky:

“Bislang war die kynologische Zeitschrift ‘Der Hund’ Organ des Zentralvorstandes des VKSK sowie

des Präsidiums der Sektion Dienst- und Gebrauchshundesport. Daraus resultierte eine inhaltliche

Abhängigkeit, die teilweise die Zeitschrift in Gegensatz zu den Lesern brachte. Unser Ziel ist

es nicht mehr Organ einer Leitung, sondern der Hundebesitzer der DDR zu sein und aller Hunde-

freunde in der Welt, die bislang zu unseren Lesern gehörten und es werden wollen. dazu gehört

natürlich, offen zu sein für Meinungen aller demokratischen Kräfte, ihnen in wachsendem Maße

Raum zu geben zur Darstellung ihrer Auffassungen, kurzum eine Tribüne demokratischer Meinungs-

bildung und demokratischen Sachstreits zu schaffen, ohne die fachliche Information seitens der

fachlich kompetenten Einrichtungen zu vernachlässigen.”

Die Zeitschrift wurde voll von den Ereignissen Anfang der 90er Jahre getroffen und sagte sich

los von ihrem eigenen Herausgeber dem VKSK und SDG. Mit Der Hund 4/1990 wurde als Herausgeber

der Deutsche Bauernverlag genannt.

Die Zeitschrift kämpfte mit dem schweren Ballast einer Zeitschrift im Dienst der Massen-

organisation VKSK und SDG gewesen zu sein und in diesem Sinne mehr über die politische Sicht der

DDR berichtet zu haben als über kynologische, züchterische und hundesportliche Themen. Der Wechsel

zu einer reinen Hundezeitschrift –ohne politische Aufstellung– war ein extremer Umbruch,

da neben dieser belastenden Vergangenheit eine Konkurrenz durch die westdeutschen Hundezeit-

schriften auf den Plan trat und die Rassehundevereine ihre eigenen Klubzeitschriften hatten.

Die Zeitschrift musste ab 1990 –willkommen im Kapitalismus– rentabel arbeiten. Sie wurde noch

bis 2013 vom Deutschen Bauernverlag herausgegeben. und wurde dann von der Forum Zeitschriften

und Spezialmedien GmbH übernommen.

5. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Schnauzer und Pinscher

Im Jahr 1946 wurde die Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher in der sowjetischen

Besatzungszone gegründet.

Die Spezialzuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher wurde 1949 ins Leben gerufen. Robert

Benz war der 1. Vorsitzender und Karl Günther der Hauptzuchtwart der Zuchtgemeinschaft

Schnauzer und Pinscher.

Auf der außerordentlichen Züchtermitgliederversammlung am 3. Dezember 1950 in Halle

wurde der gesamte Vorstand neu gewählt, u.a. weil Robert Benz verstorben war und der

Zuchtbuchleiter Hermann Jurisch und der Pressewart Erich Hule nicht mehr zur Verfügung

standen. Die Zuchtgemeinschaft war hinsichtlich der Ausrichtung und Organisation er-

heblich zerstritten. In einer sehr kontrovers verlaufenden Versammlung wurden Hans Wedde,

Staßfurth, als 1. Vorsitzender, Hans-Joachim Koßmann (geb. 17.02.1894), Berlin, als 2. Vor-

sitzender, Karl Günther, Mölkau als Hauptzuchtwart (bis 1952), Heinz Kubel, Magdeburg, als

Zuchtbuchleiter, Bernhard Engert, Halle, als 1. Pressewart, Siegfried Bachbauer, Bad

Lausick-Reichersdorf, als 2. Pressewart und Walter Schubert, Döbeln, als Hauptleistungs-

wart gewählt.

Der Arbeitsausschuss der Spezial-Zuchtgemeinschaft Pinscher Schnauzer auf der Jahres-

hauptversammlung am 19./20. Januar 1952; von links nach rechts:

Dr. Harms, Münx, Wedde, Geißler, Kubel, Schubert, Bachbauer, Koßmann, Porzig und

Dr. Schöner und Riesenschnauzer Ebro vom Goldsteinhof, PSZ 11791

In diesem frühen Stadiun war man noch sehr an einer Zusammenarbeit mit dem westdeutschen

“Pinscher-Schnauzer-Klub” interessiert. Die gemeinsamen Aktivitäten wurden aber schon er-

heblich erschwert. So brauchte man einen Interzonenpaß, wenn man mit seiner ostdeutschen

Hündinzu zum Decken zu einem westdeutschen Rüden fahren wollte. Da die Beantragung eines

Interzonenpasses fast 3 Monate dauerte und auch häufig abgelehnt wurde, war die Zucht mit

westdeutschen Zuchttieren erheblich erschwert bis unmöglich. Ein Besuch westdeutscher Aus-

stellungen durch ostdeutsche Züchter und Aussteller war vor diesem Hintergrund auch kaum

möglich.

Auf der Jahreshauptversammlung am 22.1.1952 in Staßfurth wird das Amt des Hauptzucht-

mit dem des Zuchtbuchleiters zusammengelegt.

Mitteilungsblatt der Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher

Das “Mitteilungsblatt der Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher”, welches erstmalig

1950 aufgelegt wurde, erschien in unregelmäßigen Abständen und wurde zuerst von Erich Hule

wartes und später von Siegfried Bachbauer betreut.

Ab 1952 veröffentlichte die “Spezial-Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher”, in der

monatlich erscheinenden Zeitschrift “Der Hund” die zuerst vom VdgB und später vom VKSK

herausgegeben wurde. Die Zuchtgemeinschaft Schnauzer und Pinscher hatte hier 1-2 Seiten,

um über die wesentlichen Aktivitäten zu berichten.

Das erste Zuchtbuch in der DDR wurde von der SZG für die Jahre 1950/51 heraus gegeben.

Schnauzer, pfeffer-salz anläßlich der SZG-Siegerausstellung 1966

Im Jahr 1956 fiel der letze Deutsche Pinscher- Wurf in der DDR im Zwinger “von Rochhausen”.

In Westdeutschland wurde die Deutsche Pinscher-Zucht Ende der 60er Jahre von Werner Jung

auf Basis von DDR Zuchttieren wieder aufgebaut. Erst 1971 fiel wieder ein Pinscher-Wurf

im Zwinger “vom Klinketal” in der DDR.

Deckgebühren für Schnauzer und Pinscher wurden auf der Jahreshauptversammlung in Karl-

Marx-Stadt (heute Chemnitz) vom 09.05.1959 der SZG Pinscher und Schnauzer auf 50 DM fest-

gelegt. Der Deckrüdenbesitzer musste 5 DM abführen für das Zuchtbuch. Eine Mitgliedschaft

in der SZG kostete 15 DM. Laut Bericht des Zuchtbuchführers Schmiedinghoff war die Zucht

der Schnauzer rückläufig. Die Zwergpinscher dagegen hatten soviele Einträge, wie alle anderen

Rassen der SZG zusammen (Anm. ohne Riesenschnauzer, der in der GST betreut wurde).

Ende der 60er Jahre wurden auch die Schnauzer und Pinscher-Rassen in der DDR bezüglich

der Hüftdysplasie untersucht. Im Rahmen der Zuchttauglichkeitsprüfung wurden die Ergebnisse

HD-frei oder HD mit erfasst. Es wurden auch die Zwergrassen auf HD untersucht. 1976 wurde

die HD-Untersuchung für Schnauzer und Zwergpinscher wieder aufgehoben; nur noch der Deutsche

Pinscher und der Affenpinscher wurden untersucht.

Die Nachzuchtbeurteilung wurde eingeführt.

Die SZG Schnauzer und Pinscher startete unter Leitung des Obmanns Hans Wedde Aufrufe an die

Mitglieder sich stärker in der SZG zu beteiligen. Selbst die Zeitschrift “Der Hund” mit den

Mitteilungen der SZG wird kaum von den Mitgliedern gelesen. Der Presseobmann berichtet davon,

dass es häufige Wechsel beim Obmann gegeben hätte und dass die SZG nur mit Mühe die “SZG am

Leben” gehalten werden kann.

Nachzuchtbeurteilung von Elfa vom Moosgrund; 20.05.1978

Am 31.10.1975 kam der neu berufene Zuchtausschuss der SZG Schnauzer- und Pinscherzüchter zu-

sammen. Er war besetzt mit:

Irmgard Werner, Erfurt, Obmann,

Edith Kleinschmidt, Schöneiche, stellvertretender Obmann,

Ralf Werner, Barchfeld, Hauptzuchtwart Schnauzer,

Georg Siewert, Magdeburg, Hauptzuchtwart Pinscher,

Ingeborg Wehnert; Schriftführerin,

Dr. Bodo Fuhrmann, Birkenstein, Presseobmann,

Peter Werner, Erfurt, Zuchtbuchführer.

Der Zuchtausschuss beschäftigte sich mit der Berufung von neuen Zuchtwartanwärtern, mit

Anträgen zum Thema Zucht, Zuchtstand zu den Pinscher- und Schnauzerrassen, Verstöße gegen

die Verordnungen des VKSK und der SZG, Organisation und Gestaltung von NZB und ZTP.

SZG Schnauzer-Pinscher der Grundorganisation Leipzig; August 1972

Ab 1972 gab es keine Zuchtbücher mehr für Schnauzer und Pinscher. Wurfeintragungen oder

Ahnentafeln dauerten bis zu zwei Jahre bis zur Erstellung.

Im Jahr 1977 übernahm Monika Felsche das Zuchtbuchamt. In unendlicher Kleinarbeit erstellte

sie rückwirkend ab 1975 die Zuchtbücher. Schon die Beschaffung der Schreibmaschine dauerte

ein Jahr, später traten Probleme mit der Papierbeschaffung für die Zuchtbücher hinzu. 1980

entschied der VKSK sogar gar keine Zuchtbücher mehr drucken zu lassen, später wurde die

Auflage reglementiert. Sie wurden dennoch inoffiziell erstellt. Ohne die Arbeit von Monika

Felsche für die Jahre 1975-1990 gäbe es heute keine Zuchtbücher, Nachzuchtbeurteilungen

und Zuchttauglichkeitsprüfungen.

1977 wurde durch die Zuchtkommission der SZG das Mindestmaß von 40 cm Widerristhöhe für den

Deutschen Pinscher festgelegt und der Import des Pinscherrüden Alk von der Sidonienhöhe aus

Westdeutschland genehmigt. Dieser Rüde entwickelte sich mit 35 Deckakten bei sehr kleiner

Pinscherpopulation in der DDR zu dem bedeutesten Deckrüden der DDR-Pinscherzucht.

Der Welpenpreis für einen deutschen Pinscher wurde vom Zuchtausschuss am 21.10.1978 auf 350

Mark festgelegt

1979 gab es über 50 Zwergpinscher- und über 10 Deutsche Pinscher-Würfe.

Als auffällig beim Deutschen Pinscher wurde 1981 die schwache Anlage des P4 oder sein ver-

spätetes Durchbrechen genannt.

Der Welpenpreis für die Zwerg- und Mittelschnauzer wurde von der Zuchtkommission am 21.10.1978

auf 350 Mark festgelegt.

Die HD-Untersuchung für Schnauzer wurde am 30.06.1975 eingestellt, da die HD-behafteten Tiere

nur noch einen Anteil von unter 10% hatten. Man hielt die HD-Freiheit bei Schnauzern für er-

reicht

Am 1.12.1979 entschied der Zuchtausschuß, dass die Zwergschnauzer schwarz-silber neu aufgenommen

werden als Rasse der SZG Schnauzer und Pinscher.

1979 gab es über 60 Schnauzer- und über 120 Zwergschnauzerwürfe.

1981 hatte die SZG 23 Sparten. Es gab 36 Zuchtwarte, 10 Zuchtwartanwärter, 6 Zuchtrichter und

2 Zuchtrichteranwärter.

Anfang der 80er Jahre hatte sich bei den Pinscher- und Schnauzerrassen ein langfristig angelegtes

Zuchtprogramm etabliert. Die Zuchtwarte nahmen erheblich Einfluss auf die geplanten Verpaarungen

und stützten sich dabei auf die NZB und ZTP. Abweichungen und Auffälligkeiten vom Standard bzw.

bezüglich Übergrößen, Zahnverluste (M u. P), Kieferstellung, Rückenlänge, Haartextur und -farbe,

Augenfarbe und HD-Ergebnisse wurden bei Rüden und Hündinnen genau analysiert, um insbesondere

daraus Ableitungen zur Vererbung der Zuchttiere treffen zu können. Die DDR war zu dieser Zeit

auf dem modernsten Stand einer fast wissenschaftlich geführten Zuchtlenkung.

Trautmann beschreibt Anfang der 80er Jahre eine immer noch erschrecken hohe Anzahl an verendeten

Welpen bei den Zwergpinschern und -schnauzern. Durch das Zuchtprogramm war die Zahl verendeter

Welpen zwar Rückläufig gegenüber den 70er Jahren, weil hier ebenfalls zuchtlenkend eingegriffen

wurde, die Vitalität der Zwergrassen blieb aber ein großes Problem der SZG.

Folgende 1. Vorsitzende/Obmänner hatte die (Spezial-)Zuchtgemeinschaft Pinscher und Schnauzer

(inkl. Riesenschnauzer):

Robert Benz 1946-1951

Hans Wedde, Staßfurth, 1952-53

Otto Fuchs, Schwerin, 1954-55

1. Vorsitzende/Obmänner der SZG Pinscher und Schnauzer (ohne Riesenschnauzer)

Heinz Kubel, Magdeburg, 1956-58

Hans-Jochen Koßmann, Berlin, 1959-60

Im Standard-Buch der Schnauzer- und Pinscherrassen des westdeutschen PSK erschien von

Koßmann noch der Artikel “Der Zwergaffenpinscher, eine kynologische Kostbarkeit.”

Hans Wedde, Staßfurth, 1961-65

Hans Wedde (*xxx; gest. 19.11.1965) war seit 1922 Mitglied des PSK. In der DDR-Zeit hat er die

Leitung der Landesgruppe Sachsen-Anhalt und der Sparte Staßfurth übernommen. Von 1952-1953 und

von 1961-1965 war er Obmann der Spezialzuchtgemeinschaft Schnauzer- und Pinscher. Über 20 Jahre

war er Zuchtrichter, Richterobmann und Hauptzuchtwart.

Hugo Damme, Magdeburg, 1966-72

Irmgard Werner, Erfurt 1972-77

Werner Allert, Malchin, 1977-85

Werner Allert war nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 Landesgruppenvorsitzender Meck-

lenburg/Vorpommern im PSK.

Karl-Heinz Trautmann, Halle 1985-90

Karl-Heinz Trautmann (*1. Juni 1930; gest. 19.09.2021) züchtet zusammen mit seiner Frau über

50 Jahren Airedale Terrier und Schnauzer. Er trat 1947 in die hallesche Ortsgruppe Schnauzer-

Pinscher ein und legte schon 1949 seine erste Prüfung im Hundesport ab. Trautmann war in der

DDR Zuchtrichter für Airedale und Welsh Terrier und für die Schnauzer-Pinscher-Rassen.

Die Richteranwartschaft hatte Karl-Heinz Trautmann noch bei Otto Borner gemacht.

Er war Obmann und Hauptzuchtwart (1956-78) in der SZG Riesenschnauzer und Zuchtobmann in der

SZG Schnauzer und Pinscher in der DDR. Mit seiner Frau Rosmarie Trautmann hatte er ab 1964

unter dem Zwingernamen “von Giebiko” 41 Würfe Riesenschnauzer und 19 Würfe Mittelschnauzer ge-

züchtet.

Die Zuchtleitungen “Riesenschnauzer” und “Schnauzer und Pinscher” setzten sich am 20.1.1990

in Halle zusammen und beschlossen wieder eine gemeinsame Rassegruppe zu haben und die Riesen-

schnauzer mit den Schnauzern und Pinschern zusammenzuführen in einem neugebildeten Schnauzer-

Pinscher-Klub der DDR. Willi Apel und Karl-Heinz Trautmann riefen in der Hund 3/1990 dazu auf

sich in diesem neuen Klub zu organisieren.

Im März 1990 wird in der DDR der Schnauzer-Pinscher-Klub (SPK) gegründet. Die Riesenschnauzer

werden aus der SDG und die anderen Schnauzer- und Pinscherrassen aus dem VKSK wieder in

diesen Klub überführt. Der SPK sollte als eingetragener Verein Mitglied im Kynologen Verband

der DDR, der dem FCI angeschlossen werden sollte, werden. Das Zuchtbuch sollte vom SPK geführt

werden. Nach der Einheit von Ost- und Westdeutschland sollte entschieden werden, ob der Klub

im VDH selbständig weiter bestehen sollte oder mit dem PSK im VDH fusioniert. Die Rassehunde-

sparten des VKSK und die Grundorganisationen des SDG wurden zum 30.06.1990 aufgelöst und durch

Ortsgruppen des SPK ersetzt. Die Ortsgruppen sollten in den Landesgruppen Berlin-Brandenburg,

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zusammengefasst werden. Diese

Struktur war der des westdeutschen PSK schon sehr ähnlich.

1. Vorsitzender des SPK wurde Karl-Heinz Trautmann, der sich gegenüber Willi Apel deutlich

durchsetzte.

Es wurde eine SPK-Vereinszeitschrift SPK-Echo herausgebracht.

Nur langsam machte sich der PSK in Westdeutschland mit der neuen Situation vertraut. Der 1. Vor-

sitzende des PSK Theo Hunecke schrieb noch in der PuS (Pinscher und Schnauzer Vereinszeitschrift

des PSK 03/1990:

“Welpen und auch ältere Hunde werden hier fast täglich aus der DDR angeboten mit der Bitte

um Vermittlung. Das geht im Augenblick noch nicht. Erstens haben wir genügend Welpen aller

Rassen von unseren Züchtern anzubieten. Zweitens wissen wir nichts über die Zuchtmethoden in

der DDR. Mit unseren strengen Bestimmungen und der sorgfältigen Auswahl der Eltern steht unsere

Zucht auf einem hohen Niveau. Es muss zunächst abgeklärt werden, inwieweit die Zucht der DDR

unseren Vorschriften genügt.”

Hier wird sehr deutlich, dass sich West- und Ostdeutschland in der Hundezucht schon weit aus-

einander gelebt haben. Trotz aller Probleme der Hundezucht in der DDR aufgrund der isolierten

Lage, gab es zahlreiche züchterischen Entwicklungen mit der NZB, ZTP und WM, wo die DDR West-

deutschland in der Hundezucht weit voraus war. Die Transparenz zur DDR-Hundezucht und -sport

hatte die PSK-Führung zu diesem Zeitpunkt nicht.

Im Rahmen der Gründungsveranstaltung des SPK im März 1990 wurde auch der PSK eingeladen. Jetzt

wurde auch der PSK-Führung deutlich, dass es Zeit wurde, die Initiative zu übernehmen. Der VDH,

der auch für die ehemalige DDR die Zuständigkeit als Dachorganisation erlangte, bot nämlich zwei

Alternativen an. Entweder geht der SPK mit dem PSK zusammen oder es gibt zwei Pinscher und

Schnauzer-Vereine mit PSK und SPK, die allerdings jeweils in ganz Deutschland tätig sein konnten.

Kurt Spieker hat die Gründungsveranstaltung besucht. Er machte in seinem Bericht in der PuS

5/1990 deutlich, dass es zum Teil unterschiedliche Auffassung zu einigen Punkten gab. So waren

die Themen Standard der Rassen, Kupierverbot in Westdeutschland, Tierschutz, HD-Untersuchung,

Satzung, Ausstellungswesen und Ausbildung/Prüfung aus Sicht von Kurt Spiecker sehr unter-

schiedlich in den beiden deutschen Staaten. Sein Bericht war auch nicht ganz vorurteilsfrei,

was folgender Kommentar zeigt:

“In der Beteiligung an Ausbildung und Prüfung müssen, so machte ich den Anwesenden klar, große

Abstriche in der DDR zukünftig gemacht werden. Bei der Anhebung des Lebensstandards überlegen

sich zumindest die Ehefrauen, ob zukünftig Urlaub in Ibizza gemacht werden kann oder weiter-

hin Hunde dreimal wöchentlich geschult oder sonstigen Freizeitbeschäftigungen nachgegangen

werden wird.”

Schon am 10.03.1990 gab es in Berlin eine Vorstellung aller Pinscher- und Schnauzerrassen

einmal durch PSK-Vertreter (organisiert von der Hauptzuchtwartin des PSK Susanna Keil) und

einmal durch SPK-Vertreter. Die Unterschiede in der Zucht und im Standard wurden intensiv

diskutiert. Unter anderem schreibt Susanna Keil in der PuS 6/1990:

“Unter geleiteter Hundezucht verstehe ich das hoffentlich vergangene Prinzip in der DDR, dass

die Züchter nicht unbeschränkt Auswahl haben, sondern gewissermaßen die Deckrüden zugeteilt

bekommen, d.h. sie dürfen sich ein paar Rüden aussuchen, aber die Erlaubnis wird dann, (bisher),

von oben gegeben. Das ist natürlich nur etwas für Züchter, die das Risko scheuen, die ganz letzt-

lich keine Eigeninitiative haben und, wir Menschen sind ja auch irgendwo bequem und scheuen die

Verantwortung, die gern ans Händchen genommen werden. Solche Beschränkungen möchte ich auf gar

keinen Fall bei uns einführen und die wirklichen Züchter würden mir mit Recht aufs Dach steigen.”

Hier macht es sich Susanna Keil etwas einfach dahinter steht ein fundiertes System der NZB und

ZTP, welches zu den geeigneten Zuchtpartnern führt. Altes und auch noch heute aktuelles Thema

zur Thematik “züchterische Freiheit” und Zuchtlenkung.

Auch das WM-Verfahren findet keine Gnade bei Susanna Keil. Dieses Verfahren hätte keine Aussage-

kraft.

Da gehen sie hin die Errungenschaften der DDR-Hundezucht ZTP, NZB und WM-Verfahren. Erste Jahre

später wird die ZTP wieder in abgespekter Form eingeführt durch den PSK, diesmal heißt das

Verfahren “Zuchtzulassung”.

Vorbehalte waren jedoch immer noch dar. So verweist der 1. Vorsitzende des PSK Theo Hunnecke

auf der Jahreshauptversammlung des PSK 1990 darauf, dass keine Verkaufsanzeigen von DDR-Züchtern

in der PuS veröffentlicht werden, da die DDR-Hunde alle kupiert seien. Außerdem müssen die west-

deutschen Züchter vor allzu großen Einfuhren aus der DDR geschützt werden. In die Zucht dürfen

DDR-Hunde nur mit westdeutscher HD-Untersuchung und westdeutscher Ausstellungsbewertung. Immer-

hin dürfen DDR-Aussteller auf westdeutschen Ausstellungen ihre Hunde zeigen. DDR-Siegertitel

werden aber nicht anerkannt, so dass die Hunde nur in der offenen Klasse starten konnten.

Die ersten Annäherungen zwischen Ost und West waren nicht ganz konfliktfrei.

Ab 01.07.1990 konnten Ahnentafeln für Welpen der DDR-Züchter in der Geschäftsstelle des PSK

ausgestellt werden, denn inzwischen war klar, dass der SPK mit dem PSK zu fusionieren war,

da der VDH inzwischen die Hoheit über Gesamtdeutschland hatte. Karl-Heinz Trautmann nahm Kontakt

zur PSK-Führung auf und man einigte sich auf einen gemeinsamen Verein. Der SPK wurde juristisch

aufgelöst. Die SPK Ortsgruppen konnten sich durch Mehrheitsbeschluss zu PSK-Ortsgruppen um-

bilden. Die Landesgruppen des SPK werden zu Landesgruppen des PSK.

Am 22.07.1990 erfolgte die Fusion dieses Schnauzer-Pinscher-Klubs (SPK) in Ostdeutschland

mit dem Pinscher-Schnauzer-Klub (PSK) in Westdeutschland.

6. Spezial-Zuchtgemeinschaft (SZG) Riesenschnauzer

Im November 1955 wurden die Jagd-, Dienst und Gebrauchshunderassen aus dem VKSK ausge-

gliedert und der Sektion “Dienst- und Gebrauchshunde” in der Gesellschaft für Sport

und Technik (GST) zugeordnet.

Die Spezial-Zuchtgemeinschaften blieben erhalten und bekammen den Zusatz GST, z.B.

“Spezialzuchtgemeinschaft Riesenschnauzer der GST”.

Der Riesenschnauzer wurde damit nicht mehr von der SZG Schnauzer und Pinscher betreut.

Innerhalb der GST wurden alle Diensthunderassen –also auch der Riesenschnauzer– in

einem zentralen Zuchtbuch in Halle erfasst.

1. Vorsitzender/Obmann der SZG Riesenschnauzer

Karl-Heinz Trautmann, Halle 1956-60

Karl-Heinz Trautmann

Karl-Heinz Trautmann züchtet zusammen mit seiner Frau über 50 Jahren Airedale Terrier und

Schnauzer. Er war in der DDR Zuchtrichter für Airedale und Welsh Terrier und für die

Schnauzer-Pinscher-Rassen. Er war Obmann und Hauptzuchtwart in der SZG Riesenschnauzer und

Zuchtobmann in der SZG Schnauzer und Pinscher in der DDR.

Werner Wagner, Dresden 1960-63

Günter Schulze, Halle, 1963-67

Klaus Hille, Groß Schierstedt (Sachsen-Anhalt), 1967-77

Willi Apel, Dessau-Waldersee, 1978-1989

Willi Apel

Willi Apel war seit 1958 Mitglied der SDG und seit dieser Zeit in mehreren Funktionen der

SDG tätig. 1960 war er Abrichtewart und Kreisleitungsmitglied und wurde 1964 zum Leistungs-

richter ernannt. Im Jahr 1969 qualifizierte er sich zum Wesensbeurteiler und wurde Mitglied

der Körkommission für Riesenschnauzer. 1971 war er Mitglied der Bezirksleitung Halle und

hier verantwortlich für Terminschutz. Willi Apel wurde 1973 zum Lehrrichter ernannt und 1977

in das Präsidium der SDG gewählt.

Er erhielt die Auszeichnungen Verdienstmedaille der SDG in Bronze, Aktivist der sozialis-

tischen Arbeit, Ehrennadel der SDG und SZG in Gold und 1983 den Orden “Banner der Arbeit”.

1977 wurde Willi Apel kommissarischer Obmann der SZG Riesenschnauzer, da die gesamte bis-

herige Leitung der SZG abberufen worden war. 1978 wurde er offiziell als Obmann der SZG

benannt und baute die Führung der SZG mit neuen Funktionären auf.

Am 08.12.1962 wurde neben der Zuchttauglichkeitsprüfung (ZTP) für Riesenschnauzer auch

die fünfstellige Wertmesszieffer (s.o.) vergeben.

Schon früh gab es Probleme mit dem Fehlen der großen Prämolaren (Backenzahn des Gebisses)

beim Riesenschnauzer. 1956 hatten 33% aller vorgeführten Riesenschnauzer Prämolarverluste.

In der Zuchtordnung vom 7.7.1963 wurden nun Hunde mit Prämolarverlusten, die vererbt

wurden, aus der Zucht genommen. Anfang der 70er Jahre gab es kaum noch Riesenschnauzer

mit Prämolarverlusten.

Auf der Zuchtrichtertagung am 26.09.1964 in Leipzig wurden konkret und detailliert die

Rassekennzeichen für Haar- und Augenfarbe und des Gebisses formuliert. Dazu wurden

Augentafeln für die Augenfarbbestimmung entwickelt und die Grenzwerte für Schere, Unterbiß,

Zange und Vorbiß definiert. Die Zuchtwarte wurden entsprechend geschult und setzen die

Vorgaben, trotz z.T. extremen Auseinandersetzungen mit Züchtern, um.

Ab 1966 wurde verstärkt auf die Hinterhandwinklung, die eine hohe Bedeutung für den

Hundesport hatte, beim Riesenschnauzer geachtet.

Im Jahr 1967 fand eine SZG Riesenschnauzer-Delegiertenkonferenz statt. Die kritische Sicht

zur bisherigen Leitung wurde wie folgt dargestellt (Der Hund 9/1967):

“Kritisch setzten sich die Delegierten mit der Arbeit der alten Leitung auseinander. Sie

hatte nicht verstanden, die Kollektivität der Leitung -Kriterium erfolgreicher Leitungs-

tätigkeit- herzustellen. Die schlechte Leitungstätigkeit und damit zusammenhängend un-

genügende Orientierung der Mitglieder auf die Hauptaufgaben haben naturgemäß nachteilige

Folgen auf die Erfüllung gesteckter Ziele. Aufgrund der gegebenen Einschätzung der Mit-

arbeit der bisherigen Leitungsmitglieder wurden nur solche Sportfreunde für die Neuwahl

in Vorschlag gebracht, die die Gewähr dafür bieten, mit politischer Klarheit und hohem

Verantwortungsgefühl in kollektiver Zusammenarbeit nach exakt gegebener Aufgabenstellung

zu arbeiten zum Wohle unserer Rasse.”

Mit “Kollektivität der Leitung” ist die gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Leitung der

SZG Riesenschnauzer gemeint. Es muss zu Auseinandersetzungen in der Leitung gekommen sein,

die die einheitliche Führung der SZG Riesenschnauzer beeinträchtigt hat. Einige bisherige

Leitungsmitglieder wurden sogar nicht mehr zur Wiederwahl zugelassen. Was genau der Hinter-

grund dieses Konflikts war, wird nicht konkret erläutert.

Die DDR Siegerausstellung 1967 wurde von der SDG und der VKSK zusammen organisiert. Es

wurden über 70 schwarze Riesenschnauzer gemeldet. Die meisten Riesenschnauzer wurden in

der Gebrauchshundeklasse gemeldet.

Im Zuchtbericht von 1968 vom Hauptzuchtwart Trautmann zum Riesenschnauzer (Der Hund 11/1969)

war das Thema Hüftgelenkdysplasie (HD) ein bedeutendes Thema. Die Züchter und Sportler wurden

hinsichtlich dieser Untersuchung informiert. Erstmalig wurden 77 Hündinnen und 37 Rüden im

Jahr 1968 untersucht. Die Zielsetzung in den Anfangsjahren wurde hoch gesteckt. Die Rasse

Riesenschnauzer sollte HD-frei gemacht werden. Riesenschnauzer mit HD-Schäden sollten auch

bei voller hundesportlicher Einsatzfähigkeit aus der Zucht genommen werden. Hier nimmt

Trautmann auch Bezug auf die Idee schon zu Beginn dieser Untersuchungen nur mit HD-freien

Hunden zu züchten. Er warnt davor, weil “die Rasse auf Kosten des einen Merkmals in kürzester

Zeit wertvolle, in jahrelanger Arbeit angezüchtete und erarbeitete Merkmale wie: Typ, Haar,

Gebiß und Wesensfestigkeit einbüßt”. So schlägt Trautmann vor Riesenschnauzer mit schwerer

HD aus der Zucht auszuschließen und Riesenschnauzer mit mittlerer HD mit Hunden zu verpaaren,

die HD-frei sind. 1971 lag der HD-Befall noch bei 30% (leichte HD 18%, mittlere HD 12% und

schwere HD 0%) aller untersuchten Riesenschnauzer.

Anfang der 70er Jahre nahm der Riesenschnauzer erheblich an Beliebtheit zu. Die Nachfrage in

der DDR war höher als das gezüchtete Angebot. Der Hauptzuchtwart Trautmann musste sogar den

kapitalistischen Tendenzen, deswegen einen höheren Welpenpreis für einen Riesenschnauzer zu

verlangen, Einhalt gebieten. Der Höchstpreis für einen Welpen waren von der SZG fixiert.

1970 fielen 53 Würfe (Vergleich 1960 waren es 28 Würfe) Riesenschnauzer. Im Durchschnitt

fielen pro Wurf 9 Welpen, die auf 6 Welpen –Vorgabe der SZG– “reduziert” wurden. Eine

Hündin durfte einmal im Kalenderjahr belegt werden. Es kamen 1970 insgesamt 20 Deckrüden

zum Einsatz. 2 Deckrüden vollzogen 24 aller Deckeinsätze (50%). Inzucht wurde zu dieser Zeit

als “hohe Schule der Zucht” gesehen; mit den genetischen Nachteilen für die Folgegenerationen

war man noch nicht sehr vertraut.

40 % der Würfe wurden durch Erstzüchter realisiert, was den Aufschwung in der Riesen-

schnauzerzucht verdeutlicht.

Auch auf den Ausstellungen wurden immer mehr Riesenschnauzer gezeigt. Bei der DDR Siegerschau

im Jahr 1970 nahmen 110 Riesenschnauzer teil. Den Riesenschnauzern wurde überdurchschnittlich

gute Qualität attestiert.

Riesenschnauzer Alibaba vom Berolinahof, SchH III mit “Sportfreund” Kaulbarsch; 1971

Ebenfalls im Jahr 1970 wurden 368 Prüfungen (SchH und FH) abgelegt. Die meisten Riesen-

schnauzer gelangten mit über 75% in die Hände von Abrichtern im Hundesport. Inzwischen hatten

die Riesenschnauzer die 2 Stelle im Hundesport nach der unangefochtenen Nr. 1, dem Deutschen

Schäferhund, inne.

Die Zucht des Riesenschnauzer fokussierte sich auf seine Nutzung als Dienst- und Gebrauchs-

hund. Die Zuchtwarte wurden entsprechend geschult, verstärkt auf diese Eigenschaften zu achten.

Schönheitszucht war in der DDR eher zweitrangig bzw. unbedeutend, da die meisten Riesenschnauzer

in die Hände von Abrichtern und Hundesportler gingen.

Der Welpenpreis für einen Riesenschnauzer war abhängig von der abgelegten Prüfung der Eltern.

Die Zuchtkommission der SZG Riesenschnauzer legt den Welpenpreis 1981 auf 300 Mark mit ZTP, auf

350 Markk bei ZTP und abgelegter Prüfung und auf 400 Mark bei Körzucht fest.

Jede Veranstaltung der SZG wurde auch für politische Statements genutzt. So begann die Weiter-

bildung der Zuchtwarte der SZG am 01.12.1973 mit folgendem Statement des Obmanns der SZG Riesen-

schnauzer Klaus Hille (Der Hund 4/1974):

“Sportfreund Hille begrüßte alle Teilnehmer und sprach zu aktuell-politischen Fragen. Besonders

brandmarkte er dabei die Aggressivität des Imperialismus und schlug abschließend eine Solidari-

tätsaktion für das um seine Rechte kämpfende chilenische Volk vor. Die Sportfreunde spendeten

81,50 Mark.”

Danach wurde es wieder sachlich und hundespezifischer; die Vorgabe der SDG auch über politische

Themen zu sprechen war damit erfüllt. Solidaritätsbekundungen waren meist Geldspenden. Es war

etwas schwierig die “unterdrückten” Chilenen zu besuchen.

Die Beliebtheit der Riesenschnauzer nahm zu. 1974 wurden 70 Würfe eingetragen. Im Schnitt gab

es 10 Welpen pro Wurf; allerdings wurden nur 6 Welpen pro Hündin “zugelassen”. Die Nachfrage

nach Riesenschnauzer konnte nicht gedeckt werden.

Die Zuchtwarte wurden inzwischen (1978) als Funktionäre der SDG bezeichnet. Sie mussten aktiv

in der zentralen Zuchtkommission und bei den Zuchtveranstaltungen der GO mitwirken.

Im Jahr 1980 waren schon 162 Würfe zu verzeichnen. Mit über 80% der eingetragenen Riesen-

schnauzer wurden Prüfungen im Hundesport abgelegt. Es gab nur 5 amtierende Zuchtrichter für

den Riesenschnauzer. Die Zuchtlenkung in der SZG war auf die Leistungsfähigkeit für den Hunde-

sport, auf die Erreichung des im Standard beschriebenen Typs und auf ein gesundes Temperament

ausgelegt.

Im März 1990 wird in der DDR der Schnauzer-Pinscher-Klub gegründet. Die Riesenschnauzer

werden aus der SDG und die anderen Schnauzer- und Pinscherrassen aus dem VKSK wieder in

diesen Klub überführt. Schon am 22.07.1990 erfolgte die Fusion dieses Schnauzer-Pinscher-

Klubs Ostdeutschlands mit dem Pinscher-Schnauzer-Klub in Westdeutschland.

7. Die DDR und ihre Abkürzungen

DDR – Deutsche Demokratische Republik

BRD – Bundesrepublik Deutschland

SED – Sozialistische Einheitspartei Deutschland

VdgB – Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe

VKSK – Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter

GST – Gesellschaft für Sport und Technik

SDG – Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen

SZG – Spezial-Zuchtgemeinschaft

GO – Grundorganisation

NZB – Nachzuchtbeurteilung

ZTP – Zuchttauglichkeitsprüfung

WM – Wertmessziffer

RZO – Rahmenzuchtordnung

SPK – Schnauzer-Pinscher-Klub

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